Auch die Italiener feiern Ostern, „Pasqua“, doch unterscheiden sich ihre Bräuche von unseren. Der Karfreitag ist in Italien kein Feiertag, jedoch beginnen dann die Osterfeiern in vielen Orten mit einer traurig-besinnlichen Prozession. Zur mahnenden Erinnerung an den Leidensweg Christi wird das Kirchenkreuz langsam durch die Straßen getragen, begleitet von dunkel gekleideten, schweigenden Menschen.
Besonders Sizilien scheint in der Karwoche eine einzige große Prozession zu sein. Die Stimmung unter der Bevölkerung wechselt in diesen Tagen scheinbar abrupt zwischen verzweifelter Trauer und ausgelassener Freude. Bunte kandierte Mandeln, teilweise zu Figuren gebunden und mit Tüll dekoriert, werden mancherorts feilgeboten
In Palermo finden in den Kirchen Aufführungen des letzten Abendmahles statt. Die aufwendigste Karfreitagsfeier findet aber in Trapani mit der „Processione dei Misteri“ statt, einer Prozession, die sage und schreibe 20 Stunden lang ohne Unterbrechung durch die Stadt zieht. Auch hier spiegeln sich die Einflüsse aus der Zeit der spanischen Herrschaft wider. Während der ganzen Nacht zum Samstag wehen Düfte von Weihrauch, Blumen und Kerzenwachs durch die Straßen. Achtzehn große Skulpturengruppen zeigen die Stationen des Leidenswegs Christi, sie sind das Resultat jahrzehntelanger Arbeit und wohl der größte österliche Kunstschatz Siziliens.
Vielleicht das bizarrste Osterspektakel findet in Prizzi auf Sizilien statt, nämlich der „Trionfo della Morte“, der Triumph des Todes. Zwei rote Teufel mit stählernen Masken und der gelb gekleidete Tod mit einer Maske aus Leder versetzen die Einwohner in „Angst und Schrecken“. Sie nehmen „Gefangene“, die sie in Lokale entführen, wo sie sich wieder freikaufen können, dazu gibt es natürlich ein Gläschen Wein oder Grappa und die süßen Cannateddi, ein Ostergebäck aus Prizzi. Ganz so groß sind Angst und Schrecken daher vermutlich nicht. Am Abend erscheint dann der wieder auferstandene Jesus zusammen mit Maria und zwei Schutzengeln. Die Teufel tun ihr Bestes, um ein Zusammentreffen dieser mit dem Tod zu vermeiden. Zum guten Schluss umrunden die „Guten“ die „Bösen“ und nehmen diesen die Möglichkeit zur Flucht. Damit ist der Teufelstanz, der „Ballo dei diavoli“, zu Ende.